Ich starte in den Tag, ohne gleich in den Funktionsmodus zu springen. Statt direkt aufs Handy zu schauen oder im Kopf Probleme zu wälzen, bleibe ich einen Moment liegen, spüre in meinen Körper und frage mich: Wie geht’s mir gerade? Manchmal ist da Ruhe, manchmal Erschöpfung, manchmal Widerstand – und alles darf da sein. Ohne Bewertung.

Ich habe das x-te Fachbuch durch einen schönen Roman ersetzt und – statt mich zum nächsten Seminar zur Persönlichkeitsentwicklung anzumelden – habe ich einen Tag am See mit Freunden geplant, wo wir uns einfach die Sonne auf den Bauch scheinen lassen und gemeinsam über alles Mögliche lachen können.

Ich bin sanfter und liebevoller mit mir – zum Beispiel, wenn ich merke, dass ich erschöpft bin, und nicht sofort denke, ich müsste mich zusammenreißen. Sondern ich erlaube mir, mich hinzulegen, auch wenn die Wohnung noch nicht aufgeräumt, die Wäsche noch nicht gemacht ist ... Es fühlt sich nicht mehr nach Stillstand oder Zeitverschwendung an, Pausen zu machen, sondern nach mir.

Ich hab wieder richtig Spaß und erfreue mich an den kleinen Dingen – den Farben der Blumen im Garten, dem feuchten Gras unter meinen nackten Füssen, dem Duft meines Kakaos. Nicht, weil ich aufhören will zu wachsen – sondern weil ich verstanden habe, dass das Leben nicht auf der anderen Seite des nächsten Durchbruchs beginnt.

Selbstfürsorge ist für mich kein weiteres To-Do mehr, das ich morgens um 6 Uhr mit Zitronenwasser, Yoga & Journaling abhaken muss – sondern eine gelebte innere Haltung. Die leise Entscheidung, mich ernster zu nehmen. In mich hineinzuhorchen: Was brauche ich gerade? Wozu sage ich Nein? Und worauf habe ich wirklich Lust?